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Samstag, 25. Dezember 2010

Der nächtliche Gast

Ein kleines Reh am Waldrand steht
alsbald zum stillen Friedhof geht
um seelenruhig aus den Vasen
nach Herzenswonne abzugrasen.

Aus Tannenzweigen, irdnen Töpfchen
lacht ihm gar manches Rosenköpfchen.
Das Reh, es wähnt sich ungestört
vom süssen Blumenduft betört.

Nur hier und dort ein Grablicht wacht
still vor sich hin um Mitternacht.
"Ein Mensch hat' s wohl hierher gestellt
auf dass es mir den Weg erhellt."

Denkt sich das Tier und lässt' s sich schmecken,
der Wind streicht sachte um die Hecken.
Kein Rabe fliegt von Baum zu Baum -
die Seele ruht im Wintertraum.

Frümorgens ich zum Grab hin geh,
wo ich nach meiner Rose seh -
der Schnee von gestern ist zerronnen
das Tierchen hat sein Spiel gewonnen.

Nur noch der Stängel liegt vor mir -
als spräch das Reh: "Ich danke dir."

Miriam


Sonntag, 7. November 2010

Der Nihilist und die Sternschnuppe

Ein langer grauer Taugenichts
strich durch die stillen Gassen,
er dachte nichts - er fühlte sich
nur einsam und verlassen.

Er schlich in seinem Trauerflor
durch manchen dunkeln Korridor.

Doch plötzlich zischte es und klirrt'
ihm zitterten die Ohren,
ein Irrlicht kam dahergeschwirrt:
"Ich dacht' ich sei verloren!

Halt endlich deine Ohren still
und zähme mich - so Gott es will!"

Der lange Graue sprach verdutzt:
"Das hat noch niemandem genutzt!"

Doch tat er wie es ihm befohlen,
das Lichtlein lächelte verstohlen:
"Advent steht wieder vor der Tür -
Herr Taugenichts, ich danke Dir."

Miriam

Dienstag, 19. Oktober 2010

Mottenplage

Warum ich euch dieses Liedchen heut klage:
Es ist meine allerliebste Mütze
zum Opfer gefallen der Mottenplage
Farewell - nun ist sie zu nichts mehr nütze.

Es hat sich Charlotte die Kleidermotte
ermächtigt meiner Lieblingsklamotte!
So weich und so warm ...und karottenrot
nun musste sie sterben den Mottentod.

Ach Charlotte, Charlotte du elende Motte
der kalte Wind bläst mir nun um die Ohren
durchfroren ich durch die Strassen trotte
mein kostbares Stück - für immer verloren.

Miriam

Samstag, 2. Oktober 2010

Oktober - ein Spätzünder

Herr Ober und Frau Oktopus
knackten zusammen eine Nuss.
Zehn Monde brauchten sie dazu
und fanden nicht ein Quäntchen Ruh.
Sie bissen sich - es ist ein Graus-
am Ende schier die Zähne aus!
Bis sich das Kindlein offenbarte,
das lange in der Schale harrte.
Frau Oktopus rief hocherfreut:
"Es braucht halt alles seine Zeit!"
"Ich hab's," sprach da Herr Ober:
"Wir nennen es Oktober!"

Miriam

Montag, 27. September 2010

Lauf der Dinge

Heimtückisch
schlängelt sie
über mein Bein
lässt mich Blösse zeigen
Laufmasche
Miriam

Leoni

Leoni die kleine Schnecke
kroch leise durch die Gartenhecke
um bald darauf im Kopfsalat
zu vollbringen ihre Tat.
Der Kopfsalat am Tag danach
war voller Löcher - Weh und Ach!
Frau Meier wetzte ihre Hörner
und streute emsig Schneckenkörner.
Doch Leoni war auf der Hut -
ganz nach dem Motto:
"Mut tut gut!
Gleich nebenan liegt Müllers Garten,
wo Kraut und Rüben auf mich warten."
Und Leoni die kleine Schnecke
kroch leise um die nächste Ecke ...

Miriam